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Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann
Jigsaw gefällt das
„Look at this – so much content!“, ruft der US-Vlogger Cole (Keegan Allen) begeistert, als er mit seiner Clique einen Nachtclub in Moskau betritt. Die Aussage macht unmissverständlich klar: Im Leben von Cole geht es nicht darum, Schönes zu erleben – sondern Erlebtes direkt zu verwerten, für seinen Social-Media-Kanal und seine zahlreichen Follower. Wir lernen den jungen Mann im Flugzeug kennen, als er eine Videobotschaft an seine Fans schickt. Sein Kumpel Dash (George Janko) hat ihn zur Feier des zehnjährigen Jubiläums seines erfolgreichen Channels auf einen Trip nach Russland eingeladen, um in der dortigen Hauptstadt einen Escape Room zu besuchen. Allerdings nicht irgendeinen Escape Room, sondern einen ganz besonders harten, der speziell für ihn von dem wohlhabenden Alexei (Ronen Rubinstein) entwickelt wurde. Mit von der Partie sind zudem Coles Freundin Erin (Holland Roden) sowie Thomas (Denzel Whitaker) und Sam (Siya).
Interessant an der Eröffnungssequenz von Follow Me ist in erster Linie das Spiel des Hauptdarstellers Keegan Allen. In der bittersüßen Teen-Soap Pretty Little Liars (2010-2017) verkörperte dieser in 90 Serienepisoden einen introvertierten Außenseiter; in der Porno-Krimi-Satire King Cobra (2016) legte er die Rolle eines Mörders irgendwo zwischen Naivität, Trauma und Psychopathie an. Seine Vielseitigkeit hat Allen also bereits bewiesen. Und doch ist es erstaunlich, wie glaubhaft er sich hier all die enervierend-narzisstischen Influencer-Posen angeeignet hat. Eine Studie über junge Menschen, die ihr Dasein stets mit Handykamera festhalten, will der Film allerdings nicht sein. Drehbuchautor und Regisseur Will Wernick hat sich schon in Escape Room (2017) – nicht zu verwechseln mit dem bekannteren, gleichnamigen Werk aus dem Jahre 2019 – mit dem Grusel-Potenzial eines Escape-Room-Aufenthalts befasst; und auch Follow Me zielt vor allem auf Horror-Unterhaltung ab.
Denn natürlich erwartet Cole kein spaßiges Abenteuer, sondern eine fiese Tortur – und uns als Zuschauer_innen ein Mix aus Saw, Teil 1 bis 8 (2004-2017), Hostel (2005) und ähnlichem Terrorkino. Es wird blutig und dreckig; die Figuren müssen Rätsel lösen und sich aus tödlichen Fallen befreien – und sie werden von schaurigen Gestalten gequält. So hatte Cole sich das selbstverständlich nicht vorgestellt. Während er anfangs noch glaubt, alles sei ein Spiel, bangt er bald um sein Leben und um seine Clique. Wie so oft in Werken dieser Art hält sich das Mitfiebern indes in Grenzen, da alle Beteiligten recht charakterlos sind. Über Coles besten Freund Thomas wissen wir eigentlich nur, dass er Thomas heißt und (warum auch immer) Coles bester Freund ist. Ein Mann ohne Eigenschaften. Ebenso sind Erin, Dash und Sam austauschbares Personal, dessen Schicksal wenig mitzureißen vermag. Der Film wartet mit zwei großen Twists auf; der zweite führt zu einem herrlich bösen Schlusspunkt, stellt allerdings kein Novum in der Geschichte des Spannungskinos dar.
Irgendwo in Follow Me steckt ein entschieden reizvollerer Film, der weniger mit dem Aufkochen von Genre-Versatzstücken beschäftigt wäre, sondern einen präziseren Blick für moderne Entertainment-Wege entwickelt hätte. „Why are we watching this“, schreibt eine Person im Live-Chat, als Cole zu Beginn des „Spiels“ mit einer (echten?) Leiche konfrontiert wird; „Why can’t Istop watching“, schreibt eine andere Person. Voyeurismus im Social-Media-Zeitalter, die Gier nach immer krasserem „Content“ – aus diesen Ansätzen hätte etwas Wuchtigeres werden können als ein leicht modernisierter Saw- und Hostel-Verschnitt. Jigsaw und dessen Fans werden das vermutlich liken; Zuschauer_innen, die im Horrorkino nach etwas mehr Tiefe suchen, werden dieser Chose womöglich frühzeitig entfolgen.
Cole ist ein Hipster-Twen, dessen VLOG „Escape From Life“ mit seinen extremen, Grenzen austestenden Aktionen sehr beliebt ist. Das Angebot eines stinkreichen Fans, den Social Media-Promi mit seinen Freunden nach Moskau einzuladen, um dort ganz besonders kickreichen Content zu gewinnen, kommt da genau richtig. Um was es sich handelt, soll erst vor Ort verraten werden. Die Moskauer High Society entpuppt sich für die Clique wie erhofft: Luxus, Wodka, schöne Frauen. Ihr Gastgeber Alexej lüftet dann schließlich das Geheimnis: In einen Escape Room soll die Reise gehen, aber anders als alle, die man kennt. Eine Bahn brechende, Leben verändernde Erfahrung wird ihnen versprochen. Ein Escape Room in einem streng geheimen Bunker, irgendwo in Russland? Was kann da schon schiefgehen, denkt sich Cole. – Eine ziemlich blutige Menge!
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Weitere Filme von
Will Wernick
- Safer at Home (2021)
- Escape Room (2017)
Weitere Filme mit
Holland Roden
- Escape Room 2: No Way Out (2021)
- Mother, May I? (2022)
- Lore (Staffel 1)
- House of Dust
Ronen Rubinstein
- Some Kind of Hate
Keegan Allen
- King Cobra (2016)
- Palo Alto
Meinungen
Yvonne · 20.10.2020
Ich finde den Film echt gut. Weiß gar nicht was hier dran zu meckern gibt. Nur weil nicht die Menschen wie in vielen anderen Filmen so krass gequält werden. Ausserdem wenn man in so einer Situation den steckt, kann man schonmal die Tür vor Anspannung fallen lassen. Das Ende finde ich mal was anderes. Von mir Daumen hoch 👍🏻
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Aleksej · 24.09.2020
Das war der schlechteste Film, den ich je gesehen habe. Halben Film passiert nichts. Die Geschichte ist so vorhersehbar
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Anonym · 02.05.2021
Dann hast du aber wohl noch nicht allzu viele Filme gesehen.
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Michelle sale · 05.09.2020
Der Film war echt fesselnd. Der Anfang kam mir vor wie ein Treffen von besten Freunden und umso länger ich ihn mir angesehen hab desto mehr konnte ich mich in die Situation rein versetzten. Das Ende war echt traumatisierend . Mein Partner und ich brauchen erst mal Zeit um darauf klar zukommen .
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Cherry · 04.09.2020
Alle Charaktere recht leblos, außer Cole. Der Schauspieler kämpft aber gegen ein gehetztes, "all-over-the-place"-Drehbuch. Der Twist am Ende hat mir dennoch gefallen. Das schlagartige Ende des Films fand ich aber blöd. Hätte gerne die Auswirkungen dieser Nacht noch auf Coles Social-Media-Account verfolgt. Hat mich auch stark an Hostel erinnert. Film schnell vergesslich, aber dennoch unterhaltsam.
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Henry · 23.08.2020
War nett, aber in der Tat dicht dran an Hostel. (Zweiter Teil) Reicht da aber meiner Meinung nicht ganz ran. Wirkliche Escape geprűfte lassen garantiert nicht eine Tür, die sie geöffnet haben hinter sich einfach zu fallen. Hier hätten die Charaktere durch die Bank alle besser sein können.
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